Spastik bei MS

Multiple Sklerose (MS)

Multiple Sklerose (MS) ist eine der häufigsten Erkrankungen des Zentralnervensystems (Gehirn und Wirbelsäule). Myelin ist ein fetthaltiges Material, das Nerven isoliert und wie die Hülle eines elektrischen Kabels wirkt. Es ermöglicht es dem Nerv, seine Impulse schnell weiterzuleiten, um für reibungslose, koordinierte Bewegungen zu sorgen. Bei MS beeinträchtigt der Verlust von Myelin die Übermittlung von Botschaften zwischen Gehirn und anderen Körperteilen. Dadurch entstehen die verschiedenen Symptome von MS.

Die Bereiche, in denen Myelin verloren gegangen ist (Plaques oder Läsionen), erscheinen als verhärtete Bereiche oder Narben. Bei MS treten diese Narben zu verschiedenen Zeiten in verschiedenen Bereichen des Gehirns und des Rückenmarks auf. Der Begriff Multiple Sklerose bedeutet wörtlich ‚viele Narben‘.

Für die meisten Menschen ist die Erkrankung mit einem unvorhersehbaren, lebenslang andauernden Fortschreiten komplexer Symptome verbunden.

Fakten zu MS

  • In der Europäischen Union leiden über 700.000 Menschen an Multipler Sklerose (MS).
  • MS betrifft Menschen in der Mitte ihres Lebens, wenn sich Familie und Berufslaufbahn entwickeln. Die Diagnose wird in der Regel im Alter zwischen 20 und 40 Jahren gestellt.
  • Sie ist die häufigste Ursache für Behinderungen bei jungen Erwachsenen und tritt bei Frauen häufiger als bei Männern auf, und zwar im Verhältnis 3 zu 2.
  • Die Symptome von MS sind die Folge der Autoimmunschädigung von Gehirn und Rückenmark. Dadurch wird die Nachrichtenübermittlung zwischen dem Gehirn und anderen Körperteilen gestört.
  • Die häufigste Form der MS ist die so genannte schubförmig-remittierende MS, bei der die Symptome kommen und wieder abklingen. Für einige Menschen bedeutet MS eine allmählich zunehmende Behinderung, die dann als progressive MS bezeichnet wird.
  • Zu den häufigen Symptomen von MS gehören: Verschwommenes Sehen, extreme Müdigkeit, Schmerzen, Taubheitsgefühl in Beinen und Händen, Muskelstarre (Spastizität), Bewegungsverlust und Sprachprobleme.
  • Ein zunehmender Grad an Behinderung, zu dem der Mangel an Fachwissen über MS bei einigen Ärzten hinzukommt, können dazu führen, dass grundlegende Gesundheitsprobleme wie Depressionen, kognitive Beeinträchtigungen, Kontinenzprobleme und sexuelle Gesundheit unentdeckt bleiben.
  • Nicht immer steht eine angemessene palliativmedizinische Betreuung für Menschen mit fortgeschrittener MS zur Verfügung, da auf komplexe physische und psychische Bedürfnisse eingegangen werden muss.
  • Trotz aller Anstrengungen in der Forschung ist MS noch nicht heilbar. Daher muss deutlich mehr zu den Ursachen und der mögliche Heilung von MS geforscht werden.
  • Menschen mit MS sind in der Regel daran interessiert, so lange wie möglich erwerbstätig zu bleiben. Die fortschreitende, degenerative oder fluktuierende Natur der Krankheit bedeutet jedoch oft, dass sie ihre Arbeitszeiten reduzieren bzw. anpassen und/oder ihre Arbeitsumgebung an die sich ändernden Bedürfnisse anpassen müssen.
  • Insbesondere für Patient*innen, die mit einer zunehmenden Behinderung konfrontiert sind, ist es von entscheidender Bedeutung, dass sie Zugang zu einer koordinierten Versorgung durch Fachpersonal in qualifizierten, multidisziplinären Teams haben, die sich mit MS auskennen.

Hinsichtlich der Bereitstellung und Qualität von Diensten und Unterstützung für Menschen, die von MS betroffen sind, gibt es in der Europäischen Union sehr große Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern und Regionen. Es wird jedoch zunehmend anerkannt, dass von MS betroffene Menschen dem medizinischen Personal, das mit ihnen arbeitet, durch ihre eigene Erfahrung und ihr Wissen über ihre Krankheit viel zu bieten haben.

 

MS in Europa.Nach Angaben der OECD (https://www.oecd.org)

 

MS ist verbreiteter als man erwartet.

Mehr als 700.000 Menschen in Europa sind von MS betroffen.

  •   > 100M
  •   50K - 100K
  •   < 50M

Nach Angaben der OECD (https://www.oecd.org)

 

Symptome von MS

 

74 %
Probleme beim Sehen
 

68 %
Sprachstörung
 

96 %
Müdigkeit, Abgeschlagenheit
 

82 %
Muskelstarret

92 %
Gleichgewichts- und Koordinationsstörungen
 

81 %
Muskelschmerzen
 

 

88 %
Veränderte Wahrnehmung, zum Beispiel Kribbeln und Stiche
 

 

 

Was versteht man unter Spastik?

Die Muskeln unseres Körpers halten den so genannten normalen Muskeltonus aufrecht - ein Niveau an Muskelspannung, das uns aufrecht hält. Wenn die Spannung in diesen Muskeln zunimmt, werden sie steif und man spricht von Spastik bzw. Muskelstarre. Wenn Muskeln steif werden, verringert sich ihr Bewegungsumfang, und die Bewegung dieser Muskeln kann schmerzhaft sein.

Muskelstarre ist eines der häufigsten Symptome von MS. Sie ist definiert als Muskelsteifheit, die häufig und kontinuierlich auftritt.Manchmal kommt es zu Phasen der Verschlechterung in Form von unfreiwilligen Muskelkrämpfen, da die Muskelfunktion nach und nach verloren geht.

Muskelstarre ist einer der Hauptgründe für Behinderungen bei MS. Dies liegt daran, dass sie tendenziell mit Schmerzen (anhaltend oder aufgrund von Spasmen), Veränderungen der Blasenfunktion und des Schlafes, der Unfähigkeit zu gehen und andere Bewegungen auszuführen, einschließlich derjenigen, die für die persönliche Hygiene erforderlich sind, verbunden sind.

Spasmen sind unwillkürliche Muskelbewegungen in den Gliedmaßen und im Rumpf. Es gibt drei Arten von Spasmen:

  • Beuger: biegen Gliedmaßen an den Gelenken.
  • Strecker: strecken die Gliedmaßen.
  • Adduktoren: lassen Gliedmaßen eng an der Körpermittellinie anliegen (Arme zum Rumpf gezogen, Beine eng aneinander gelegt usw.).

Folgen von Spastik für MS-Patienten

 

66 %
Muskelschmerzen
 

70 %
In der Nacht mehrmals zur Toilette müssen
 

70 %
Schwierigkeien beim Gehen
 

40 %
Eingeschränkte Bewegungen
 

51 %
Schlechter Schlaf
 

17 %
Hilfe beim Waschen und Anziehen erforderlich
 

 

Menschen, die an Spastizität im Zusammenhang mit MS leiden, können eine Vielzahl von Symptomen aufweisen, darunter:

  • Hypertonie (erhöhter Muskeltonus), die zu Muskelsteifheit, steifen Gelenken und Blasenfunktionsstörungen führen kann.
  • Spontane Muskelaktivität in Form von unkontrollierbaren Muskelkrämpfen, entweder isoliert oder als eine Reihe von schnellen Muskelkontraktionen (als Clonus bezeichnet).
  • Übertriebene Sehnenreflexe.
     

    Diese sind verbunden mit:

    • Schmerzen, die von leicht (Muskelverspannungen) bis stark (schmerzhafte Krämpfe in den Gliedmaßen) reichen können.
    • Nächtliches Aufwachen aufgrund von Schmerzen und/oder Blasenfunktionsstörungen.
    • Verschlechterung der Muskelfunktion, die das Gehen und alle anderen Arten von Bewegung und Sprache beeinträchtigen kann.

Diese Symptome der Spastizität können zu funktionellen Behinderungen führen, einschließlich Haltungsänderungen, die durch einen erhöhten Muskeltonus (Muskelspannung oder Aktivitätszustand) verursacht werden. Muskeln müssen normalerweise einen angemessenen Muskeltonus aufrechterhalten, um den Körper aufrecht zu halten und Bewegungen zu ermöglichen, während sie gleichzeitig Flexibilität und Schnelligkeit während der Bewegung zulassen. Spastizität ist das Ergebnis eines erhöhten Muskeltonus, der zu einem Verlust der Muskelreaktion führt. Diese Auswirkungen können die Müdigkeit erheblich verstärken und die Ausführung von Alltagstätigkeiten sehr schwierig machen.

 

Müdigkeit, Abgeschlagenheit

Abgeschlagenheit ist ein häufig auftretendes Symptom, das das Leben von Menschen mit MS ernsthaft beeinträchtigt. Sie kann andere MS-Symptome wie Sehstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten und Gedächtnisverlust verschlimmern und die Fähigkeit zur Ausführung alltäglicher Tätigkeiten behindern. Müdigkeit kann sich auch negativ auf Aktivitäten auswirken, die für den Patienten wichtig sind, sowie auf die seiner Familienmitglieder, Freunde und seines sozialen Umfelds.

Sexuelle Funktionsstörungen

Sexuelle Dysfunktion (sexuelle Probleme) werden aus verschiedenen Gründen häufig mit MS in Verbindung gebracht. Die emotionale Belastung durch MS kann so groß sein, dass die Patientin oder der Patient möglicherweise keine Lust auf Sex verspürt.Schmerzen und Müdigkeit können die sexuelle Aktivität ebenfalls beeinträchtigen. Häufig spielen beide Faktoren eine Rolle. Einige Patienten befürchten, dass sexuelle Aktivität eine zu große Anstrengung erfordert, dass sich dadurch ihre MS verschlimmert oder dass sie danach einen neuen Schub erleiden könnten.Diese Sorge ist völlig unbegründet.

Schmerzen

Ungefähr 86 % der MS-Patienten leiden zu einem bestimmten Zeitpunkt unter Schmerzen unterschiedlicher Intensität. Der Schmerz korreliert mit Alter, Dauer der Krankheit, Grad der Behinderung, Müdigkeit und Depression. Neuropathische (oder neurogene) Schmerzen sind die Folge des fortschreitenden Verlusts der Myelinscheide (Markscheide). Muskelschmerzen sind das Ergebnis muskulo-skelettaler Veränderungen - dazu gehören auch Muskelverkrampfungen und Spasmen -, die durch MS verursacht werden. Die Ursache von Kopfschmerzen bei MS-Patienten ist nicht eindeutig geklärt, obwohl ein Zusammenhang mit Veränderungen in den Funktionskreisläufen des Gehirns und den durch die Krankheit verursachten Schäden besteht. Auch scheint das Risiko, an Kopfschmerzen zu leiden, bei Patienten mit mehr Schäden zuzunehmen.

Wenn Sie Unterstützung oder Beratung benötigen, können Sie sich an Ihr MS-Zentrum oder die örtliche Patientenvereinigung wenden:

Literaturhinweise

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5. Oreja-Guevara, et al. Multiple sclerosis spasticity in Spain: the 6E patients' survey. Poster. Presented at: 5th Joint triennial Congress of the European and American Committees for Treatment and Research in Multiple Sclerosis. Multiple Sclerosis Journal [Internet]. 2013; 17:580. Verfügbar unter: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23297730. doi: 10.3109 / 00207454.2012.762364.

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7. Almirall. All about sexual problems [Internet]. 2017. Verfügbar unter: https://adam.almirall.com/m/1cf6c2ffec352b82/original/Sexual-disfuncton.pdf

8. Almirall. All about pain [Internet]. 2017. Verfügbar unter: https://adam.almirall.com/m/6c5f4f59115597d9/original/Pain.pdf